D’Cindy Vetterli-Schmid vo Arosa.

von Claudia Orlando

Sie haben richtig gelesen: «D’Cindy vo Arosa». Gigi in Ehren, aber es gibt da noch einige andere Aroserinnen und Aroser, die Grosses geleistet und eindrückliche Geschichten geschrieben haben und die Sie unbedingt kennen sollten. Darum freut es uns, Ihnen hier diese waschechte Aroserin vorstellen zu dürfen.

Das Licht der Welt erblickte Cindy Vetterli-Schmid 1960 in Santa Monica, Kalifornien. Moment! Kalifornien?
Ja, schwelgt Cindy und erzählt strahlend. Ihre Eltern hatten ein sehr bewegtes Leben. Vater Hannes wurde als Aroser Skilehrer bereits in den 40er-Jahren als Berater in die Staaten gerufen, um sein Wissen rund um Skipisten weiterzugeben und Upstate New York Ski-resorts mitzurealisieren. Cindys Mutter Rosemarie, gebürtige Aroserin, reiste zehn Jahre später unabhängig von ihm nach New York. Dort arbeitete die damals 17-Jährige als Au-pair bei einer Familie, die sie bei ihrer Tätigkeit als Skilehrerin in Arosa kennengelernt hatte. So kam es, dass die beiden 1956, weit weg von ihrer Heimat aufeinandertrafen, sich verliebten und bald darauf in Las Vegas heirateten.

 

Aufgrund der Arbeit von Cindys Vater waren die zwei viel unterwegs. Der erste Sohn und auch der zweite liessen jedoch nicht lange auf sich warten. Mit zwei Kleinkindern allerdings gestaltete sich die Arbeit und die Reiserei zunehmend schwieriger, weshalb sich Hannes entschied, den Skizirkus an den Nagel zu hängen. Ein neues Jobangebot bei Channel One TV in Los Angeles bot ihm dann die Möglichkeit, in die Unterhaltungsbranche einzusteigen. Da aller guten Dinge drei sind und das Beste zum Schluss kommt, liess auch Tochter Cindy nicht lange auf sich warten.

 

Drei Jahre nach Cindys Geburt zog es die Familie Schmid zurück in die Schweiz. Grund dafür war die Idee für eine TV-Sendung. Hannes erfand die legendäre Spielshow des ZDF «Der Goldene Schuss». Per Telefon, direkt vom Sofa aus, steuerte der Zuschauer eine Armbrust, mit dem Ziel, ins Schwarze zu schiessen. Im Finale galt es dann eine Schnur zu treffen, an der der grosse Goldgewinn im Wert von 8000 Mark baumelte. Mit der Technik, die es dem Zuschauer von zu Hause aus ermöglichte, interaktiv an der Fernsehsendung teilzunehmen, gelang ihm etwas noch nie Dagewesenes. Man könnte fast behaupten, Hannes Schmid war der Erfinder der heutigen Playstation.

 

Die Treffsicherheit, Zielstrebigkeit, der Erfindergeist und die Liebe zu dem, was und wie man etwas macht, wurde Cindy ganz klar von ihrem Vater in die Wiege gelegt. Cindys «Daddy», wie sie ihn liebevoll nennt, lebte seinen Kindern in jeder Hinsicht vor, was es bedeutet, stets dranzubleiben, das Ziel im Auge zu behalten und niemals aufzugeben.

 

Den Mut, bereits als junge Frau die weite Welt zu bereisen, hat Cindy von ihrer Mutter Rosmarie. Immer mit ins Gepäck gehörte das tiefe Vertrauen ins grosse Ganze und der starke Glaube, durch pure Liebe einfach alles erreichen zu können. So machte sich Cindy schon mit 15 Jahren auf in die USA, um ihr Englisch zu vertiefen. Dort arbeitete sie auch mit Kleinkindern, was sie nach ihrer Rückkehr dazu motivierte, mit 17 ihre erste Stelle als Hotelkindergärtnerin im Hotel Savoy in Arosa anzutreten. Daraufhin arbeitete sie weitere Jahre auch mal im Unterland in verschiedenen Hotels, wo sie Kinderherzen höherschlagen liess. Voll in ihrem Element und mit viel Herz leitete Cindy später im Auftrag der Schweizer Skischule den Kinderhort Pinocchio Club in Arosa. Kinder aus aller Welt, aber auch einheimische Kids fanden bei Cindy immer ein offenes Ohr, jede Menge Spass und, wenn mal Tränen flossen, tröstende Worte. Eine sehr wertvolle Zeit, wie sie erzählt. Gerne erinnert sie sich auch an die legendären Skischulabende im Kursaal Arosa. Eine Show der Extraklasse, präsentiert von den Skilehrern für Arosas Gäste. Dabei wirkte sie nicht nur als Mitorganisatorin hinter den Kulissen, sondern stand auch gerne selbst als Sängerin auf der Bühne und erntete dafür tosendem Applaus.

 

Auch ihre Brüder waren nicht untätig in dieser Zeit, im Gegenteil. Die beiden nicht weniger kreativen Köpfe eröffneten mit einem gemeinsamen Freund das Nuts, die Disco, in der sich heute die Wandelbar befindet. Zudem realisierte einer der Brüder das wunderschöne und in Arosa einzigartige finnische Blockhaus, direkt bei der Talstation Tschuggen und eröffnete darin den Snowboardshop Bananas. Cindy stand ihren Brüdern fortan tatkräftig zur Seite, sei es als Barkeeperin nachts unter Discolichtern oder tagsüber im Verkauf. Im Frühling 1984 absolvierte sie die Ausbildung zur Aerobic Lehrerin in Hamburg. Zurück in Arosa bot Cindy die neuartige und trendige, von Jane Fonda geprägte Trainingsform für Einheimische und Gäste an. Auch die «Eissuperstars» des EHC Arosa brachte sie damit so richtig ins Schwitzen. Der Liebe wegen verbrachte Cindy später auch noch einige Jahre in Zürich.

 

Mit 37 Jahren liebäugelte sie erstmals damit, ihr eigenes Geschäft zu haben, in dem sie sich selbst kreativ austoben konnte. Ein lieber Freund der Familie, der noch heute mit seiner Tochter zusammen einen Feinkostladen in Nümbrecht betreibt, meinte zu ihr, dass sie alle Fähigkeiten dazu hätte. 1998 eröffnete Cindy in Arosa auf gerade mal 27 Quadratmetern mit viel Herz und Liebe ihren Laden «Cindys Delikatessen und Geschenke». Die Nachfrage stieg schnell und es folgte der Umzug an den Ort, an dem sie für die kommenden 25 Jahre ein kleines Wunderland der feinen Kost schuf. Ein Ort der Wärme, Wertschätzung und Liebe, an dem man auch mal einfach zum Plaudern vorbeischaute. 1998 wurde zum bedeutendsten Jahr in ihrem Leben. Ein Jahr voller Trauer, Freude und Liebe zugleich. Cindy verlor ihren geliebten Daddy und fand ihre ganz grosse Liebe Markus. Der Neustart mit ihrem Laden und das Verliebtsein, halfen Cindy über die schwere Zeit hinweg. 1999 gaben sich Cindy und Markus Vetterli dann das Ja-Wort.

 

Einen weiteren Meilenstein hat Cindy erst vor Kurzem mit Überzeugung gelegt. Sie lässt los und gibt ihr geliebtes Baby, ihr Lebenswerk, den Delikatessenladen weiter. Mit voller Zuversicht gehts zusammen mit ihrem Markus nun auf, in einen weiteren Lebensabschnitt mit weniger Arbeit und viel mehr Freizeit. Wenn Cindy nicht gerade im Unterland verweilt oder die Welt bereist, trifft man sie an ihrem ganz bestimmten Kraftort, dem Bergkirchli Arosa. Ganz nah bei ihrem Daddy und ihrer Mutter. 


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